Anti-Defamation League Wikipedia

Posted By on October 16, 2015

Die Anti-Defamation League (kurz: ADL; deutsch Antidiffamierungsliga) ist eine amerikanische Organisation mit Hauptsitz in New York City, die gegen Diskriminierung und Diffamierung von Juden eintritt. Sie ist ein Mitglied des American Israel Public Affairs Committee (AIPAC). Sie beschreibt sich selbst als Menschenrechtsorganisation. Die Organisation wurde 1913 in Chicago von Mitgliedern der Organisation Bnai Brith (hebrisch: Shne des Bundes) gegrndet. Hauptttigkeit der Organisation ist der Kampf gegen den Antisemitismus.

Ausschlaggebend fr die Grndung der ADL war ein Vorfall im Jahr 1913 im US-Bundesstaat Georgia, bei dem Leo Frank gelyncht wurde, weil er Mary Phagan, ein 13 Jahre altes Mdchen, vergewaltigt und ermordet haben soll. Er wurde posthum freigesprochen, jedoch aufgrund der Tatsache, dass die Behrden ihm damals keinen ausreichenden Schutz in der Haft gewhrleisteten, ohne die Schuldfrage zu adressieren.

Neben dem Antisemitismus beansprucht die ADL alle Formen von Vorurteilen, Bigotterie und Diskriminierung zu bekmpfen. ADL erkennt, dass ihr anfnglich oberstes Ziel, Antisemitismus zu bekmpfen, nur erfolgreich sein kann, wenn sie sich fr den Schutz aller Menschen einsetzt. Menschenrechte sind nicht teilbar. Das ADL-Bro in Boston entwickelt 1985 aufgrund von ethnischen Spannungen das A World of Difference-Programm. Zentraler Ansatz ist die Zusammenarbeit des Bildungssystems mit Gemeindevertretern und den Medien. Aus diesem Prozess heraus wurde 1992 das A World of Difference Institute gegrndet.[1][2]

1993 wurde das A World of Difference-Programm in Bremen, Rostock und Hamburg eingefhrt mit dem Namen Eine Welt der Vielfalt. Seit 1998 ist die Organisation in Europa mit einem Bro in Wien, das von der Ronald S. Lauder Foundation finanziert wird, vertreten.

In sterreich wurde 2001 ein Vertrag zwischen der Organisation und dem Bundesministerium fr Inneres unterzeichnet. Das Ziel dieser Kooperation war, Manahmen in der Fortbildung zugunsten einer vorurteilsfreien Haltung der sterreichischen Sicherheitsexekutive zu setzen. 2004 wurde ein zweiter Vertrag unterzeichnet, der den schon bestehenden zwischen der Anti-Defamation League und dem Bundesministerium fr Inneres bis Ende 2006 verlngert und die Kooperation ausgeweitet hat.[3] Seit 2008 besteht auch eine Zusammenarbeit mit dem sterreichischen Gedenkdienst.

Auch in Deutschland wollen das Bundesinnenministerium und die Organisation weiterhin in fester Verbundenheit zusammenarbeiten.[4]

Die Organisation verleiht einen Distinguished Statesman Award fr besondere Politikverdienste. Preistrger sind unter anderem Ariel Scharon (2002), Silvio Berlusconi (2003) und Aleksander Kwaniewski (2005). Die Preisverleihung an Berlusconi sorgte fr Proteste, weil dieser kurz zuvor die italienischen Faschisten unter Mussolini verharmlost hatte. Der Vorsitzende der ADL, Abraham Foxman, bezeichnete ihn trotzdem als Freund, wenn auch als Freund mit Fehlern (flawed friend). Foxman begrndete die Entscheidung damit, dass die Haltung von Berlusconi gegenber dem Staat Israel sowie seine Untersttzung fr die USA im Krieg gegen den Irak und den Terrorismus wichtig sei und die Haltung von Berlusconi gegenber der faschistischen Vergangenheit Italiens laut Foxman ein Ausrutscher war.[5]

In der zweiten Jahreshlfte 2007 brachte die Haltung der ADL und ihres Vorsitzenden zum Vlkermord an den Armeniern die Organisation in die Kritik amerikanischer Juden. Die ADL hatte sich gegen eine Resolution des US-Kongresses ausgesprochen, in der das historische Ereignis als Vlkermord bezeichnet werden sollte. Einige jdische Gemeinden in den USA beschlossen deswegen, ihre Verbindungen zur ADL aufzulsen.[6]

Im September 2008 lie die Organisation verlauten, sie sehe in einem mglichen Allianz-Stadion in New York aufgrund der einstigen Verbindung des Allianz-Konzerns zum Nationalsozialismus eine Verunglimpfung der Erinnerung an die Holocaust-Opfer.[7]

Robert Friedman schreibt, dass die ADL auch tatschliche und vermeintliche Kommunisten, Anti-Apartheid-Aktivisten, die NAACP, die ACLU, sandinistische Solidarittsgruppen, palstinensische und arabische Organisationen und Untersttzer der israelischen Gruppe Peace Now in den USA bespitzelt und die gewonnenen Daten u.a. an das sdafrikanische Apartheidregime und den israelischen Geheimdienst weitergegeben habe.[8]

James Traub bezeichnete die Organisation als Foxmans Ein-Mann-Sanhedrin, der Tadel oder Absolution erteilt und deren Weltbild immer strker schwarzwei (gut fr die Juden und schlecht fr die Juden) wurde, so dass die Organisation politisch nach rechts gerckt sei.[9]

Norman Finkelstein schrieb der Organisation in seinen frheren Werken eine positive Rolle zu,[10] doch in spteren Bchern warf er der ADL vor, sich an der antikommunistischen Hetze unter McCarthy beteiligt zu haben,[11] in den 60er Jahren eine Verleumdungskampagne gegen Hannah Arendt und in den 70er Jahren gegen Noam Chomsky gefhrt zu haben,[12] und in erster Linie nicht Antisemitismus zu bekmpfen, sondern Israel gegen jegliche Kritik zu verteidigen.[13]

Die US-amerikanischen Politologen John J. Mearsheimer und Stephen M. Walt warfen der Organisation vor, dass sie jede Kritik an der israelischen Regierung als antisemitisch verunglimpfe.[14]

Nachdem die ADL ihren Einfluss geltend machte und ein Vortrag des britischen Historikers Tony Judt in New York kurzfristig abgesagt wurde, unterzeichneten mehr als einhundert Personen einen offenen Brief im New York Review of Books, in dem sie der ADL vorwerfen, ein Klima der Einschchterung zu verbreiten, das nicht vereinbar mit den Grundprinzipien von Diskussionen in einer Demokratie sei.[15]

Im Oktober 2013 verffentlichte die ADL eine Liste der "zehn antisemitischsten Organisationen der USA". Auf dieser Liste war auch die Organisation Jewish Voice for Peace, die sich fr eine politische Lsung des Nahost-Konflikts einsetzt. Daraufhin gab es von verschiedenen Seiten Proteste, die Liste wurde aber nicht verndert.[16]

Die Liga vergab in unregelmiger Folge den Paul Ehrlich-Gnther K. Schwerin-Menschenrechtspreis, z. B. 2011 an Matthias Kntzel, 2006 an Ex-Minister Otto Schily, 2005 an MdB Gert Weisskirchen; 2000 an Verteidigungsminister Rudolf Scharping, und 1999 an Rita Sssmuth, Ex-Bundestagsprsidentin.

38.904011-77.040586Koordinaten: 385414N, 77226W

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